Dienstag, 28. Oktober 2008

Rechtschreibung - Who fucking cares?



Wenn man anfängt, auf Regeln herumzupochen, wirft das natürlich die berechtigte Frage auf "Warum sollte mich das kümmern? Die verstehn doch was ich sage!"

Die Antwort lautet, wie damals beim Sender Jerewan:
"Im Prinzip ja."


Aber. (Haha, als ob da kein Aber kommen würde)
Menschen stecken andere Menschen in Schubladen. Das ist so, das war immer so, das wird immer so bleiben. Menschen urteilen, aber auf welcher Grundlage? Auf Grundlage von gleichermaßen Form und Inhalt.

Da gibts in der Bromschen Sexualphysik ein schönes Analogon:
"Es is mir egal wie sie aussieht, ich beurteile alle nur nach dem Charakter."
AAAAAAhahahahahahahahaha!
Wer das sagt, lügt. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Wer stinkt, findet schwer Freunde. Wer nuschelt, kann sich schwerer Verständlich machen, und wer beim Laufen sabbert, bekommt krass Schönheitspunkte abgezogen.
Da kann der Charakter noch so edel sein, hilfreich und gut. Weil der Blick des Betrachters gar nicht so weit reicht, sondern schon vorher abgestoßen wird. Abgelenkt, absorbiert. Was auch immer.

Halten wir fest:
Form ist wichtig. Weil der erste Eindruck wichtig ist, und der ist nicht tiefgründig-analytisch sondern oberflächlich-intuitiv.

In der realen Welt besteht der erste Eindruck aus sensorischem Input. Wie sieht sie aus, hat sie einen geilen Arsch, wie riecht sie, wie reagiert sie auf ihre Umwelt, schüchtern, provokativ, ist sie gepflegt?
Hat er breite Schultern, ist er gut gekleidet, riecht er gut, ist er gepflegt, wirkt er reif, wirkt er wohlhabend, hat er da eine Taschenlampe in der Tasche oder freut er sich nur, mich zu sehen, wirkt er schlaff oder durchsetzungsfreudig?

So viele Faktoren beeinflussen den ersten Eindruck, und fast alle sind äußerlich.
Form.

Was also hat das mit unserem Thema eigentlich zu tun?
Betrachten wir die Netzkultur. Wir befinden uns in der virtuellen Welt eines Massenmediums. Es gibt keinen direkten Kontakt, der ist durch Zwischenschaltung von Technik unterbrochen.
Unsere Kommunikation ist also gefiltert, es kommt nur wenig von unserem eigentlichen Selbst beim Gegenüber an.
Und was ist das meistens?
Die Schrift.
Sprache gibts hier nur eingeschränkt, Bilder noch viel weniger.
Hauptsächlich macht man im Internet eins: lesen.
Und wenn man die anderen Menschen einschätzen will (was man in der Regel will, weil man selbst ein Mensch ist, und Menschen gerne über andere Menschen urteilen) braucht man also Kriterien, um die anderen einzuschätzen.

Was nimmt man also als Kriterium? Hier gibts keinen Geruch, keine Bewegung, kein Gepflegt - oder doch?
Männer und Frauen achten beide darauf, ob ihr Gegenüber gepflegt ist.
Kleine Denksportaufgabe: welcher Text wirkt gepflegter?


"Ich bin ein aufgeschlossener Mensch und würde gern interessante Frauen kennenlernen, mit denen man reden kann, Abenteuer erleben und das Leben in vollen Zügen genießen."


"Joah bin der Detlef wone in Neustat und finds geil abund zu mal ne andere biatch flachzulehgen das is mal standart."

Wer etwas Anstrengungen in seinen Ausdruck legt, wirkt seriöser, gepflegter und in der Gesamtheit ansprechender. Daraus folgend werden anständig geschriebene Texte ernster genommen, gründlicher durchdacht und positiver aufgenommen. Genau wie gepflegte Leute im wahren Leben ernster genommen werden. Wobei "gepflegt" sehr viel bedeuten kann und verdammt vielschichtig ist.

Natürlich gilt hier, wie auch bei allen anderen Dingen im Leben: Man kann alles übertreiben.

Und damit wir´s hier mit der Form nicht übertreiben, noch ein Sender Jerewan-Witz:
* Anfrage an Radio Jerewan:
Stimmt es, dass Iwan Iwanowitsch in der Lotterie ein rotes Auto gewonnen hat?
* Antwort:
Im Prinzip ja.
Aber es war nicht Iwan Iwanowitsch, sondern Pjotr Petrowitsch.
Und es war kein Auto, sondern ein Fahrrad.
Und er hat es nicht gewonnen, sondern es wurde ihm gestohlen.

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