Dienstag, 24. März 2009

Verdammte Kunden



Einige Kunden kosten echt verdammte Nerven.

Ich hatte mal eine Kundin, die hat mich als Computerfachmann bestellt, weil "das Ebay nicht geht", wie sie sich ausdrückte.
Ich kam also hin, sie war freundlich und bot mir eine Tasse Kaffee an (der ziemlich gewöhnungsbedürftig war), und ich machte mich ans Werk.

Nach ein paar Minuten war mir klar, dass ihre Internetverbindung wegen eines klassischen Packet-over-Air-Problems nicht ging.
Heißt, Stecker war nicht eingesteckt.

Soweit, so gut, da hätte ich 10 Minuten und ne Anfahrt abgerechnet, aber nein.
Sie komme auch nicht mehr in ihr Ebay rein, sag sie. Passwort vergessen.
Da begann eine regelrechte Passwort-Odyssee.


Ich fing also an, die Passwort-vergessen-Routine auf Ebay zu durchlaufen, und ihr wurde das Passwort an ihre E-Mailadresse zugeschickt.

Dummerweise hatte sie auch für die E-Mailadresse das Passwort vergessen. Wir müssen uns da durch drei oder vier Mailadressen durchgekämpft haben, um das Passwort für die Mailadresse zu kriegen, um an die Mailadresse ranzukommen, an die das Passwort für die Mailadresse, in welcher das verlorene Ebaypasswort schlummerte, geschickt wurde.

Kurzum, ich scheiterte. Mein Nervenkostüm starb tausend Tode "So, sie haben ja gesagt, das Passwort hierfür lautet "strumpf". Strumpf klappt aber nicht, denken sie bitte noch mal genau nach.

Naja, irgendwann wars mir echt zu blöd, hab mir dann das Diensthandy geschnappt und einfach bei Ebay angerufen, und in ihrem Auftrag darum gebeten, die Logindaten nochmal an ihre Adresse zu schicken. Der Mann von Ebay sagte mir, dass der Ebayzugang sowieso gerade gesperrt wäre, irgendein Fehler beim Anmeldevorgang, ein neues Passwort müsse zugesendet und freigeschaltet werden. Nun gut, ich bat darum.

Außerdem hab ich der guten Frau erklärt, dass bald ein schöner bunter Brief von Ebay ankommen würde, in dem genau stehen würde, wie sie dann weiter verfahren müsste, und natürlich könnte sie auch jederzeit anrufen, wenn sie nicht weiterkommt.

So weit, so gut. Waren ca. 75 Euro, 10 Euro Vorauszahlung, Rest per Überweisung.
Einen zweiten Kaffee hatte ich abgelehnt, wie auch den Hasen, den sie mir währenddessen schenken wollte.
Ihr Mann zählte nicht unbedingt zur Bildungselite, er wirkte ziemlich verlebt, man sah im den Alkoholkonsum deutlich an, und er verständigte sich durch eine Mischung aus Keuchen und Grunzen.
Artikulation war nicht so seine Stärke, aber wer bin ich, dass ich schlecht über das Salz der Erde und so rede. Nein, bodenständige Leute und natürlich Kunden waren das.

Ich laufe also durch den verdammten strömenden Regen zurück zur Straßenbahn und zurück in die Firma.
Dort angekommen will ich die Handkasse abrechnen - es fehlen 50 Euro.
Scheiße. Rausgefallen? Liegenlassen? Aber wie, das geht doch gar nicht, ich passe doch aufs Geld auf? Und wie erklär ich das dem Chef?

Was mit dem Geld passiert ist, hab ich nie herausgefunden. Wenn ich jetzt noch so drüber nachdenke, dann haben es mir die beiden vielleicht sogar geklaut. Aber ich werd es wohl nie genau wissen.

Auf jeden Fall meldeten sie sich dann nicht mehr. Wochenlang. Ich versuchte mehrmals anzurufen, nach dem Brief von Ebay zu fragen, eventuell meine telefonische (und kostenlose, gehört ja zum Service) Hilfe anzubieten, kein Erfolg.
Nach einigen Wochen schickte Chef dann unsere Büroazubine, Sandy, ans Telefon, um unserem Geld hinterherzutelefonieren. Zweimal war der Mann dran, der nur "Gruahrnh?" ins Telefon grunzte, und dann auflegte. Irgendwann hat sie dann die gute Frau am Ohr gehabt.
Na, Sandy durfte sich was anhören.
Ich hätte ja gar nichts gemacht, mir nur die Füße aufgewärmt, hätte die beiden unschuldigen Bürger mit meinen Kaffeewünschen belästigt, und es ging nachher immer noch nicht.
Eine Frechheit wäre das, und Geld kriegen wir von denen natürlich nicht. Chef wollte nicht den Weg übers Gericht gehen. Also Geld de facto weg.

Fazit: Einen ziemlich mieser Kaffee, Regen, 50 Euro in bar verschwunden, 65 Euro Forderung uneintreibbar. Ganz zu schweigen von meinen Nerven.
Also: Das nächste mal können sie ihren verdammten Stecker selber wieder reinstecken. Ich bleib lieber in der Firma.

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