Donnerstag, 22. April 2010

Oh mein Gott, mein Gewissen!



Hypothese:

Eine Eigenart des Menschen ist sein hochentwickeltes schlechtes Gewissen.

Unsere Stammesgesellschaft basiert auf komplexen sozialen Regeln, Sanktionen und komplizierter Interaktion. Das ist vielschichtig, die Grenzen sind schwammig und Übertretungen der Regeln passieren dem Einzelnen oft. Daraus ergibt sich ein allgegenwärtiges schlechtes Gewissen.

Hier kommen die Götter ins Spiel. In polytheistischen Systemen ist es so, dass Götter allgemein Schutz und Glück gewähren, jedoch im Einzelnen unterschiedliche Ansprüche haben.

Beispiel: Ich bin nett zu Katzen und verehre damit die Göttin der Katzen, Bastet. Ich muss mich also nur in einem einzigen, winzigen Teilbereich des Lebens richtig verhalten ( -> ich bin nett zu Katzen) und beruhige damit mein schlechtes Gewissen. Durch diesen relativ geringen Einsatz meinerseits wird mir Glück, Wohlstand und Schutz durch meine Gottheit gewährt. Toll!

Daraus kann man auch folgern, warum die wichtigsten und mächtigsten Götter immer die Götter des Rechts und Ordnung sind, und warum die Macht schlussendlich im monotheistischen Allmachtsgott kumulieren, welcher Recht und Ordnung als Alpha und Omega des Glaubens vereint.

Zum Zusammenleben ist das Einhalten der Regeln (das Recht) der wichtigste Bereich, deswegen sollte die Gottheit des Rechts den stärksten Einfluss haben und dementsprechend am höchsten stehen. Eine Gesellschaft kann nicht funktionieren, wenn alle Leute lediglich nett zu Katzen sind, aber ihrem Nachbarn ständig das Gurkenfeld plündern und sich gegenseitig ermorden. Deswegen werden Rechtsgötter zwangsläufig an der Spitze stehen. Letzendlich verdrängt der Gott des alten Testaments sogar alle anderen Götter und das Recht regiert die Welt. Und das alles wegen schlechten Gewissens.

Die Macht eines Gottes wächst mit der Zahl der Gläubigen, die ihn verehren. Je mehr Leute den Rechtsgott verehren, desto geordneter läuft die Gesellschaft ab. Schlechte Karten für die Katzen...

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